Philipp Hoellermann Philipp Hoellermann

Es geht bergab: Studierendenzahlen im Wintersemester 2023/2024 weiter gesunken

Wieder 1,7% weniger Studierende in Deutschland: das ist das Ergebnis der Schnellmeldungen des Statistischen Bundesamt (DESTATIS).

Damit ist die Zahl der Studierenden in Deutschland zum zweiten Mal hintereinander zurückgegangen und liegt jetzt bei 2,87 Millionen.

Dabei fällt der Rückgang in den einzelnen Hochschularten unterschiedlich stark aus. Die Zahlen der Studierenden an Universitäten ging um 2,4 % zurück, an Fachhochschulen nur um 0,5 %. An den Kunsthochschulen der Republik stieg die Zahl der Studierenden sogar um 1,9 % (allerdings auf bescheidene 37.400).

Entwicklung der Studierendenzahlen im WS 2023/2024 nach Bundesländern

Den größten Unterschied lässt sich wieder einmal zwischen privaten und staatlichen Hochschulen feststellen. So wuchs die Zahl der Studierenden an Fachhochschulen in um 5 %, in Thüringen sogar um 8,2 %. Brandenburg konnte in den letzten Jahren die Ansiedlung mehrerer privater Hochschulen und Universitäten verzeichnen, so die Gisma Hochschule, die UoE (University of Europe) und die HMU Health and Medical University . Diese wuchsen zuletzt stark.

In Thüringen wiederum treibt die IU Internationale Hochschule die Studierendenzahlen nach oben, sie dürfte im letzten Jahr um mehr als 10% gewachsen sein (und damit jetzt 115.000 bis 120.000 Studierende haben). Das Wachstum der IU fällt damit indes deutlich geringer als in den letzten Jahren aus, als die Erfurter um über 40% pro Jahr wuchsen. Auch der Markt der privaten Studierenden hat also seine Grenzen... und der Wettbewerb holt auf.

Detaillierte Zahlen zu einzelnen Hochschulen wird es voraussichtlich erst in der 2. Jahreshälfte 2024 geben, da das DESTATIS entsprechende vorläufige Meldungen eingestellt hat. Spannend bleibt es auf dem Bildungsmarkt aber auf jeden Fall.

PS. Das Saarland hat dieses Jahr keine aktuellen Zahlen geliefert und fehlt deshalb in der Übersicht.

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Philipp Hoellermann Philipp Hoellermann

Bewerbung zu gut, Studienplatz weg?

Weil er KI-Tools für seine Bewerbung genutzt haben soll, wird ein Student an der TU München abgelehnt. Er zieht vor Gericht und verliert. Der Fall wirft mehr Fragen auf als er Antworten liefert.

Klingt unglaublich aber wurde gerade sogar gerichtlich bestätigt. Was war da also los?

Die Technische Universität München (TUM) lehnte im August 2023 einen Bewerber für einen Masterstudiengang ab, weil sie vermutete, sein englischsprachiges Essay sei "mit hoher Wahrscheinlichkeit zu 45 % von künstlicher Intelligenz verfasst worden". Dafür spreche die hohe Qualität des Beitrags, der "durch seine Perfektion, seinen Satzbau und die Textgestaltung von dem (abweiche), was nach der Lebenserfahrung von einem Bachelorabsolventen zu erwarten sei."

Der Student zog daraufhin vor Gericht und argumentierte - aus meiner Sicht durchaus schlüssig - dass die Universität dies zwar vermuten dürfe, faktisch aber weder Beweise vorlegen könne, noch die genutzte KI-Erkennungssoftware zuverlässig sei (was ich an anderer Stelle auch schon mehrfach gezeigt habe) oder eine KI die erforderlichen Zitate und Quellen generiere. Zudem hatte der Bewerber sein Bachelor-Studium mit "sehr gut" (1,45) abgeschlossen und fünf Monate an einer Universität in den USA verbracht.

Ausgeschlossen werden konnte also nicht, dass der Student die englischsprachige Bewerbung selbst erstellt hatte.

Das Verwaltungsgericht München folgte dem jedoch nicht. Es argumentierte unter anderem, dass Bachelor-Absolventen regelmäßig zu verschachtelter und überlanger Ausdrucksform neigten und nicht zum Punkt kämen. Das sei beim Essay des abgelehnten Bewerbers aber anders. Zudem sei die Bewerbung in "hervorragendem Englisch und ohne jegliche Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler verfasst", was höchst selten vorkomme. Alles in allem lasse dies die Nutzung von KI-Systemen vermuten, die eben eine viel höhere inhaltliche und strukturelle Qualität liefern würden als Bachelor-Absolventen.

Was bei mir die Frage aufwirft: brauchen wir nach dieser Argumentation überhaupt noch Bachelor-Studiengänge (wenn der Output doch so kläglich sei)? Sollten Bewerber in Zukunft extra Fehler einbauen, um authentisch zu wirken? Und wie steht die TUM generell zur Nutzung von KI-Tools, die - natürlich - die Qualität von Texten deutlich steigern können, sei es durch ChatGPT oder DeepL Write.

Der Beschluss des Münchner Gerichts stellt die bisherige Rechtspraxis - in dubio pro reo - in jedem Fall auf den Kopf und dürfte in einigen Rechtsabteilungen an Hochschulen für Erstaunen sorgen.

Einen Beitrag zur Gerichtsentscheidung findet Sie hier.

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So entwickeln sich die Zahlen privater Studierender in Deutschland 2022/2023

Im Wintersemester 2022/2023 war 366.556 Studierende an privaten Hochschulen in Deutschland eingeschrieben. Die Zahl der privaten Studierenden ist in den letzten 10 Jahren damit um 163% gewachsen und ihr Anteil an den Gesamtstudierenden von 5,6% (im WS 2012/2013) auf 12,6% gestiegen. Das bedeutet ein jährliches Wachstum von 10,2%.

Jetzt ist es offiziell: im Wintersemester 2022/2023 waren 366.556 Studierende an privaten Hochschulen in Deutschland eingeschrieben.

Die Zahl der privaten Studierenden ist in den letzten 10 Jahren damit um 163% gewachsen und ihr Anteil an den Gesamtstudierenden von 5,6% (im WS 2012/2013) auf 12,6% gestiegen. Das bedeutet ein jährliches Wachstum von 10,2%.

Die meisten Studierenden waren an der IU Internationale Hochschule eingeschrieben (106.334), gefolgt von der FOM Hochschule für Oekonomie & Management (50.563), der Hochschule Fresenius (17.812), der Hamburger Fern-Hochschule (14.130) und der Europäische Fernhochschule (Euro-FH) (9.646).

An diesen TOP 5 der privaten Hochschulen sind heute 54% aller privaten Studierenden angemeldet, die 10 größten Hochschulen vereinen sogar knapp 2/3 der eingeschriebenen privaten Studierenden.

Insgesamt buhlen aktuell 117 private Hochschulen in Deutschland um zahlende Kundschaft. Der größere Teil (64) hat dabei unter 1.000 Studierende und über 50 haben im letzten Jahr Studierende verloren. Über die letzten 10 Jahre hingegen konnten fast alle privaten Hochschulen deutlich wachsen, nur 16 sind kleiner als vor einer Dekade.

Insgesamt zeigt sich der private Hochschulmarkt damit weiterhin als sehr robust, selbst die Pandemie und wirtschaftliche Verwerfungen konnten ihm wenig anhaben. Gleichzeitig profitieren insbesondere Anbieter von berufsbegleitenden Studienprogrammen überproportional vom Wachstum.

Klassische Vollzeitprogramme mit starkem Campusbezug entwickeln sich weniger dynamisch, was auch an der Demografie liegt: die Studienquoten der Schulabgänger:innen stabilisieren sich, die Zahl der Abiturient:innen hingegen sinkt. Damit entspannt sich die Situation an staatlichen Hochschulen, deren Mangel an Studienplätzen in der Vergangenheit häufig ein Grund für ein privates Studium war.

Gerade die staatlichen Hochschulen bieten aber weiterhin sehr wenige berufsbegleitende oder Teilzeitstudiengänge an, so dass hier wenige Alternativen zu privaten Anbietern bestehen. Auch neue Themen und Angebote für bisher benachteiligte Studiengruppen werden vor allem von privaten Hochschulen entwickelt.

Außerdem sprechen die hohe Serviceorientierung, intensive Betreuung und exzellente Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt für ein Studium an einer privaten Hochschule. Auch in Zukunft wird der private Studienmarkt in Deutschland somit voraussichtlich wachsen, wenngleich ggf. nicht mehr mit denselben Wachstumsraten wie in den letzten Jahren.

Die 25 größten, privaten Hochschulen

  • IU Internationale Hochschule: 106.334

  • Hochschule für Ökonomie und Management (FOM): 50.563

  • Hochschule Fresenius: 17.812

  • HFH Hamburger Fern-Hochschule: 14.130

  • Europäische Fern-Hochschule (Euro-FH): 9.646

  • SRH Fernhochschule: 8.037

  • Diploma Hochschule: 7.775

  • DHfPG: 7.133

  • AKAD University: 6.187

  • Rheinische Fachhochschule: 5.815

  • Fachhochschule des Mittelstandes (FHM): 5.630

  • Steinbeis Hochschule: 5.384

  • Hochschule Macromedia: 5.060

  • Wilhelm Büchner Hochschule: 4.915

  • Medical School Hamburg (MSH): 4.845

  • PFH Göttingen: 4.447

  • UE University of Europe: 4.302

  • IST - Hochschule für Management: 4.278

  • Hochschule für angewandtes Management: 3.900

  • Frankfurt School of Finance & Management: 3.894

  • APOLLON Hochschule: 3.511

  • International School of Management (ISM): 3.407

  • h_da: 3.388

  • SRH Hochschule - Heidelberg: 3.102

  • Universität Witten-Herdecke: 3.011

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Higher Education, Artificial Intelligence Philipp Hoellermann Higher Education, Artificial Intelligence Philipp Hoellermann

Die Harvard University setzt auf KI-Tutoren

Die Harvard University setzt in Zukunft offiziell KI-Tutoren in ihren Informatik Kursen ein. Die Systeme sollen Studierenden dazu dienen, Fehler im Code zu finden, Feedback zu Entwürfen zu erhalten und individuelle Fragen zu Fehlermeldungen und unbekannten Codezeilen zu beantworten.

Die Harvard University hat angekündigt, in Zukunft einen KI-Tutor als offizielles Lerntool in ihren Informatikkursen einzuführen.

Ab kommenden Semester werden Studierende des Einführungskurses Informatik (CS50) dazu aufgefordert, KI-Systeme zu nutzen, um Fehler im Code zu finden, Feedback zu ihren Entwürfen zu erhalten und individuelle Fragen zu Fehlermeldungen und unbekannten Codezeilen zu beantworten.

Das Ziel ist es, einen persönlichen Tutor bereitzustellen, der rund um die Uhr Unterstützung beim Lernen bietet. Harvard hat dafür ein eigenes Sprachmodell namens "CS50 Bot" entwickelt, das ähnlich wie ChatGPT oder GitHub Copilot funktioniert. Das Tool von Harvard zielt aber darauf ab, die Studierenden durch Fragetechniken darin zu unterstützen, selbst Lösung für Fragen zu erarbeiten, anstatt einfach Antworten zu liefern. Aktuelle Modelle seien, so Harvard, einfach zu effektiv und auskunftsfreudig für den Einsatz an Hochschulen und nähmen den Studierenden damit zu viel Verantwortung ab.

Der CS50-Kurs ist einer der beliebtesten Kurse der Universität und wird auch über edX angeboten. Die neue KI-Richtlinie gilt somit auch für die edX-Variante des Programms.

Die Entscheidung von Harvard ist auch eine Reaktion auf die Herausforderungen, denen sich Universitäten und Hochschulen seit dem Aufkommen von #ChatGTP & Co. gegenübersehen. Es wird immer schwieriger (bzw. unmöglich), den Einsatz von KI-Systemen z.B. bei der Erstellung von Studienarbeiten nachzuweisen und die Tools bestehen Klausuren und Prüfungen mit immer besseren Resultaten. Ein Verbot der KI-Systeme ist damit zwar formal möglich, lässt sich in der Praxis aber nicht umsetzen. Dass KI in den Harvard Programmen genutzt werden kann und soll, ist somit ein logischer Schritt und könnte dazu beitragen, dass Studierende effektiver und individueller lernen.

Gleichzeitig betont David J. Malan, Professor für Computer Science an der Harvard University und Kursleiter für CS50, wie wichtig kritisches Denken und die Bewertung von Informationen in Studienprogrammen ist. Gerade diese Fähigkeiten sollten durch den "CS50 Bot" gefördert werden.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.

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AI-Tutoren in Online-Kursen führen zu deutlich höheren Abschlussquoten und besseren Lernergebnissen

Online-Schulungen mit AI-gestützten Tutoren sind doppelt so effektiv wie herkömmliche Online-Programme. Das zumindest berichtet eine neue Studie der University of Bath, des Mila - Quebec Artificial Intelligence Institute und dem EdTech Anbieter Korbit.

Online-Schulungen mit AI-gestützten Tutoren sind doppelt so effektiv wie herkömmliche Online-Programme.

Das zumindest berichtet eine neue Studie der University of Bath, des Mila - Quebec Artificial Intelligence Institute und dem EdTech Anbieter Korbit Technologies Inc.

Für die Studie wurden 200 Mitarbeiter:innen eines vietnamesischen Unternehmens ohne Vorkenntnisse in Data Science in drei verschiedene Kurse aufgeteilt: Eine Gruppe lernte über einen traditionellen MOOC, eine zweite Gruppe über die Korbit-Plattform ohne KI-Tutor und eine dritte Gruppe über die Korbit-Plattform mit KI-Tutor.

Die Ergebnisse waren beeindruckend:

  1. Der KI-Assistent beeinflusste die Lernzeiten signifikant positiv. Lernende mit AI-Tutore verbrachten 40% mehr Zeit auf der Plattform als Personen, die ohne KI-Tutor lernten.

  2. Teilnehmer:innen, denen ein KI-gestützter Tutor zur Seite gestellt wurde, erzielten bei den Abschlusstests um 2 bis 2,5-fach höhere Lernzuwächse als Teilnehmer:innen der anderen Programme.

  3. Die Abschlussquote war bei Lerner:innen mit KI-Tutor mehr als doppelt so hoch (40,9%) wie beim MOOC (18,5%) und mehr als 35% höher auf derselben Plattform ohne AI-Tutor 29,4%).

Insgesamt zeigt sich, dass AI-Assistenten, die z.B. direktes Feedback bei Tests geben, Lernprozesse begleiten und zusätzliche Erläuterungen bereitstellen, einen sehr positiven Einfluss auf Online-Lernprogramme haben können.

Ob AI-Assistenten damit sie besser als menschliche Tutor:innen sind, kann die Studie aber natürlich nicht identifizieren. Sie untersucht nur, ob besonders kostengünstige Programme, in denen ein persönlicher Kontakt und eine individuelle Betreuung typischerweise nicht geleistet werden können, durch AI-Systeme verbessert werden können. Das immerhin lässt sich gut nachvollziehen.

Die gesamte Studie finden Sie unter https://lnkd.in/eJX59mGj .

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